Gaborone

Anderer Alltag

In zwei Monaten Gaborone sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die hier einfach anders funktionieren, als ich es kenne. Ein Überblick.

Briefkästen & Post

📯 Briefkästen sind Mangelware. Für den Empfang von Post gibt es generell keine Briefkästen direkt an den Häusern, die Post landet in Postfächern. Wer eine P.O. Box haben möchte, muss diese direkt bei der Post beantragen. Dann gibt man sein Postfach überall als Adresse an und erhält seine Briefe direkt dorthin.

P.O. Boxes in Game City

Adressen braucht kein Mensch

🕵️ Das mit der Post könnte daran liegen, dass Adressen hier nicht verwendet werden. Die Straßen haben zwar Namen, aber die Einheimischen orientieren sich nicht daran. Als wir vor einigen Wochen ein Büro gesucht haben, hat uns der Gesuchte seinen Standort so beschrieben:

„Eine Adresse habe ich nicht. Wir Einheimischen brauchen sowas nicht. Fahrt nach Broadhurst. Dann ruft mich nochmal an.“ Wir sind also in den Stadtteil Broadhurst gefahren und haben angerufen (Widerspruch und die Bitte um Koordinaten waren zwecklos).

Dort hieß es dann „Seid ihr an der Brauerei?“ (Nein. Und wir hatten exakt so viel Ahnung davon, wo die Brauerei sein sollte, wie du, der das hier liest.)

Google verriet uns dann, dass wir in der Nähe einer Brauerei waren, die wir irgendwann auch fanden.

Erneuter Anruf: „Jetzt geradeaus!“ (Aber du weißt doch gar nicht, aus welcher Richtung wir kommen?)

„Ihr kommt dann an einen 4-Way, und dort ist ein Reifenhandel, und da links. Ach nein, rechts. Ach, ruft mich nochmal an, wenn ihr da seid!“ (Wir hatten keine Ahnung, was ein 4-Way ist – eine einfache Kreuzung übrigens – und den Reifenhandel haben wir auch nicht gefunden).

Nach zwei Stunden im Gaboroner Stau haben wir entnervt aufgegeben und sind nach Hause gefahren. Übrigens haben laut einem sehr interessanten Podcast der BBC 2 Milliarden Menschen keine Adresse in unserem Sinne. Wer mehr wissen möchte, dem empfehle ich sehr die Folge „Unmapped World“ vom BBC World Service.

Das Büro haben wir einige Tage später mit Hilfe einer Setswana sprechenden Kollegin gefunden. Aber auch sie brauchte drei Anrufe von unterwegs.

Keine Ahnung, wie das vor der Erfindung von Handys funktioniert hat.

Nicht gefragt: Straßenschilder

Bus & Bahn

🚌 Öffentliche Verkehrsmittel gibt es nicht. Das hatte ich ja schon beschrieben, aber ich möchte es trotzdem nochmal festhalten, weil es so neu für mich ist. Überall, wo ich bisher war, gab es ein öffentliches Verkehrsnetz – jedenfalls in den Städten und zumindest einen Bus.

Hier gibt’s nur Combis, Autos oder die eigenen zwei Beine. Fahrräder sind unüblich, man sieht nur ganz selten mal eines. Ich verstehe nicht ganz, warum, denn Gaborone ist so flach wie München und Münster und die Straßen sind ziemlich gut.

Vielleicht liegt es am Stau, der Gaborone morgens und abends über viele Stunden lahmlegt. Umfahren könnte man den Stau auch nicht auf dem Rad, denn es gibt kaum Gehwege und wenn, dann sind sie nicht befestigt.

Waschanlagen gibt es an jeder Ecke: Ein Wassertank, ein paar fleißige Autowäscher, alles eingegrenzt von Reifen und unter grünen Planen.

Autos

🤍 Autos sind weiß. Das ist mir anfangs gar nicht aufgefallen, aber 90% der Fahrzeuge hier sind weiß, und der Rest ist silberfarben. Der Grund ist einfach: Die Farbe weist die Sonne ab.

Na gut, ein schwarzes Auto ist dabei. 😉

Lebensmittel

🥬 Einkaufen nach Saison. Als ich hier ankam, ging gerade der Sommer zu Ende. Es gab Nektarinen, Melonen und Aprikosen. Alles importiert aus Südafrika. Für zwei Wochen war ich glücklich, kam ich doch aus dem deutschen Winter mit den letzten, nach nichts mehr schmeckenden Äpfeln.

Dann kam ich vom Regen in die Traufe: Botswana importiert den weitaus größten Teil seiner Lebensmittel aus Südafrika. Und dort begann der Winter. Und mit ihm – die Apfelzeit. In Deutschland versuche ich, nicht aus Versehen Blaubeeren aus Chile oder Trauben aus Südafrika zu kaufen (und dann ein schlechtes Gewissen zu haben). Hier besteht dazu keine Gefahr, denn es gibt nur saisonales Obst.

Das ist natürlich prinzipiell super, aber auch ganz schön einseitig – vor allem, wenn man vom Winter in den Winter fliegt. Das Wintergemüse ist unserem übrigens sehr ähnlich. Es gibt Butternut-Kürbisse, 7kg für unter 3 Euro, Spinat, riesige Köpfe Weißkohl, Eisbergsalat und – immerhin – Unmengen Orangen. Und natürlich Äpfel. Was freue ich mich auf Kirschen, Erdbeeren, Pfirsiche und Himbeeren zu Hause.

Baboons mit Babys

🐒 Paviane sind ein recht gewöhnlicher Anblick. Es sind die Ratten Gaborones. Nur etwas kräftiger als die gemeine Kanalratte. Ich schwanke immer zwischen Interesse und Furcht, wenn ich die „Baboons“ rund ums Einkaufszentrum sehe und dabei beobachte, wie sie die Mülleimer leeren.

Jedenfalls sollte man sich von den Kraftpaketen fernhalten; erst recht, wenn man zu Fuß unterwegs ist und was Essbares dabei hat. Die Jungtiere sind trotzdem sehr niedlich, wie sie sich an den Bäuchen ihrer Mamas festklammern. Zu den Wohnhäusern kommen sie aber nicht.

Shit!

🤐 Fluchen am Arbeitsplatz ist in Botswana per Gesetz verboten. Ja, wirklich. Am Arbeitsplatz ist Contenance gefragt. Man darf keine Schimpfworte verwenden und erst recht niemand beleidigen, sonst muss man sich öffentlich entschuldigen. Stattdessen gibt es den Ausruf „Eish!!!“


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