Gaborone

Mein gar nicht so abenteuerliches Combi-Abenteuer

Yes, ich bin Combi gefahren. Letzte Woche Donnerstag hatte ich einen Tag frei (Fronleichnam) und habe gleich die Gelegenheit genutzt, endlich die Combis zu testen. Combis sind privat betriebene Minivans und ersetzen hier den öffentlichen Nahverkehr. Das Problem ist: Es gibt keinen Fahrplan.

Unerwartete Hilfe im Magenta-Anzug

Ich bin also erst einmal nach Game City gelaufen, zum nächsten Einkaufszentrum. Nachdem ich dort eine Stunde herumgestreift bin und dann wirklich keine Ausrede mehr gefunden habe, mich dort weiter rumzutreiben, habe ich mich dort hingestellt, wo ich schon öfter Leute auf Combis habe warten sehen. Nach ungefähr einer halben Minute hielt auch der erste Bus. „Mogoditshane“ stand drauf (ungewöhnlich genaue Zielangabe), leider die falsche Richtung. Also ignorierte ich den hupenden Fahrer. Die Huperei ist nicht mehr ganz so schlimm wie im Sommer, aber trotzdem bin ich auf dem Ohr mittlerweile völlig taub.

Jedenfalls hielt der Fahrer ein paar Meter weiter an und setzte zurück. Er hatte einen knallig telekom-farbenen Anzug an und fragte, wohin ich wollte. An der Stelle sollte ich dazu sagen, dass die Batwana, die mir bisher unterwegs begegnet sind, nicht die gesprächigsten waren. Kaum, dass mal eine Kassiererin das „Dumela“ erwidert, ein „Plastic?“ ist schon das Maximum an Konversation. Dumela heißt Guten Tag auf Setswana und wird zu jeder Tageszeit verwendet, Plastic ist die Frage, ob man eine Tüte haben möchte.

Der Fahrer setzte also zurück, und ich war überrascht. Noch überraschter war ich 20 Minuten später, als ich dank seiner Hilfe im richtigen Kombi saß. Der Mogoditshane-Fahrer im Telekom-Anzug hatte mich nämlich ans andere Ende von Game City geschickt und mir gesagt, wie ich zur African Mall komme. Dazu müsse ich umsteigen, und erst einmal mit Route 3, Kgale View fahren. Ich habe also mein GPS angeschmissen und bin todesmutig in den beschriebenen Combi gestiegen. Eine Fahrt kostet unabhängig von der Dauer 5 Pula (etwa 40 Cent), gezahlt wird beim Aussteigen. Es gibt Haltepunkte, oder man ruft dem Fahrer zu, wo man aussteigen möchte.

Und es gibt doch einen Busbahnhof

Ich hatte natürlich keine Ahnung, wo ich aussteigen wollte. Also bin ich einfach bis zum Endpunkt gefahren, wo alle raus sind. Im Combi hat sich niemand für mich interessiert und ich hielt auch die ganze Zeit mein Handy in der Hand. Das größte Risiko beim Combi fahren scheint zu sein, dass man irgendwo landet, wo man eigentlich gar nicht hinwollte. Solange es aber noch hell ist, sollte das kein Problem sein, denn in Gabs gibt es eigentlich nur ein Viertel, von dem mir abgeraten wurde – Old Naledi.

Der Endpunkt der Linie 3 – Kgale View war der zentrale Busbahnhof. Und ich habe mich getäuscht: Hier fahren eine Menge Fernbusse ab, und auch einige Combi-Linien kreuzen sich hier anscheinend. Entsprechend viel ist dort los, zwischen Combis, Bussen und Fahrgästen gibt es ungefähr alles. Marktstände mit allem von Second-Hand-Kleidung über Schuhe bis zu Gemüse, Obst, Brot; Würstchenbrater und Straßenverkäufer mit allem möglichem Mittagessen; Friseurinnen, die den Frauen ihre Rasta-Zöpfe einflechten; Billardtische, an denen immer Gruppen von Jugendlichen stehen und spielen; und hier gibt’s dann auch endlich Leute, die rumlaufen und rufen, wann der nächste Bus wohin fährt.

Leider konnte mir niemand sagen, welchen Combi ich zur African Mall nehmen sollte, die einzige Antwort war „Taxi, Taxi“. Ein Taxi wollte ich nicht nehmen, also bin ich die letzten zwei Kilometer hingelaufen.

Die African Mall ist eigentlich gar keine Mall, sondern eher ein Platz, um den eine Menge Stoffgeschäfte gruppiert sind. Meine Oma hätte ihre helle Freude an den wirklich schönen und ausgefallenen Stoffen. Ich brauchte aber diesmal nur Nadel und Faden, weil die einzige Jeans und lange Hose, die ich hier habe, vorletzte Woche gerissen ist und ich sie flicken musste. Meine Sommerkleider bringen mir hier momentan bekanntlich wenig.

Combi fahren ist nicht schwer

Auf dem Rückweg war ich dann mutig geworden und sprang einfach in den nächsten Combi, der an der Hauptstraße vorbeifuhr. Ich war fast ein wenig enttäuscht, als er direkt zum zentralen Busplatz zurückfuhr und ich damit ja schon wusste, wie ich zurück nach Game City komme. Spannender wäre eine andere Route gewesen, von der aus ich wieder nach Hause hätte finden müssen. Dafür kam ich mir wie eine Einheimische vor, als ich, am Busplatz angekommen, zielsicher zum richtigen Combi ging. Der Fahrer fragte noch „Where you’re going?“ – „Game City.“ – „Ok, you’re good. Get in.“

Combi fahren ist also gar nicht so schwer. Man braucht nur Zeit, Geduld und ein bisschen Glück, dass gerade nette Combi-Fahrer vorbeikommen, die Starthilfe geben.

Mopane-Würmer sind hier eine beliebte Eiweißquelle. Ich habe mich aber noch nicht rangetraut.
Open-Air-Billard gibts an jeder Ecke, hier an der African Mall
Der Combi-Innenraum und meine Schuhe nach zwei Monaten Botswana-Staub
Unterwegs zur African Mall

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